DEHIO digital. Innovationsschub für den Klassiker

Aus der Denkmalpflege und der kunsthistorischen Forschung ist es nicht wegzudenken, es gehört zum Präsenzbestand jeder größeren Bibliothek und wird von Kunstinteressierten auch häufig zur Planung des nächsten Städtetrips genutzt: das DEHIO-Handbuch der Deutschen Kulturdenkmäler. 120 Jahre lag es in gedruckter Form vor, nun haben die Arbeiten am Onlineportal „DEHIO digital“ begonnen.

Das DEHIO-Handbuch entstand im Auftrag des deutschen Tags der Denkmalpflege im Jahre 1900 als Verzeichnis der kunsthistorisch wichtigsten Baudenkmäler und deren Ausstattung im deutschsprachigen Raum. Georg Dehio, der Begründer des DEHIO-Handbuchs, formulierte die Kerngedanken des Verzeichnisses, die die Beliebtheit des Handbuchs bis zum heutigen Tag begründen: Es sollte schnelle Orientierung bieten, alle Kunstdenkmäler mit allen relevanten Ausstattungsstücken im Gebiet des damaligen Deutschen Reiches flächendeckend erfassen, alle Gattungen vom Frühmittelalter bis zur Gegenwart darstellen und dabei qualitative Gewichtungen vornehmen. So sollte ein Standardwerk entstehen, dass der Forschung als zitierfähige Quelle dienen kann. Dass diese Kerngedanken bis heute konsequent erfüllt werden, liegt vor allem an der stetigen Aktualisierung und Überarbeitung des Verzeichnisses durch die bundesweit agierende „Wissenschaftliche Vereinigung zur Fortschreibung des kunsttopographischen Werkes von Georg Dehio e.V.“.

Blick in die Printausgabe eines DEHIO-Bandes (Foto: Marcus Rebhan).

Ein ganzes Onlineportal für ein Handbuch?

Auch wenn die Bezeichnung „Handbuch“ an ein handliches Bändchen denken lässt, ist der Umfang der Informationen des DEHIO-Handbuchs enorm: Es enthält wissenschaftliche Texte zu etwa 100.000 Baudenkmälern und 200.000 Ausstattungsstücken, insgesamt 60 Millionen Zeichen auf 24.000 Seiten.

DEHIO digital soll die Erfolgsgeschichte fortschreiben und das Verzeichnis in die digitalen Strukturen des 21. Jahrhunderts überführen. Um dies zu erreichen wird das Projekt als Kooperation mehrerer Institutionen durchgeführt. Die wissenschaftlichen Texte zu den Kunstdenkmälern, Deutschlands, Österreichs und der Schweiz werden von der DEHIO-Vereinigung bereitgestellt. Hinzu kommen wissenschaftliche Texte des Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung zu den Kunstdenkmälern Ostmitteleuropas im Umfang von weiteren sechs Bänden. Ebenfalls beteiligt ist das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK), das in seiner Datenbank „Bildindex der Kunst und Architektur“ ca. 3 Millionen Fotografien von ca. 1,7 Millionen Kunst- und Bauwerken vorhält. Die digiCULT-Verbund eG unterstützt das Projekt durch den Aufbau einer digitalen Erfassungsumgebung für Architekturgüter. Das DKSM der ThULB führt all diese Fäden zusammen und stellt die digitale Entwicklungs- und Präsentationsinfrastruktur zur Verfügung, um die Fülle an Informationen in einem Portal zugänglich zu machen.

Wie wird das DEHIO-Portal aussehen?

Das Portal soll die Texte des DEHIO-Handbuchs als durchsuchbare Fließtexte enthalten, die mit dem Bildindex des DDK verknüpft sind und auf diese Weise Texte und Bilder zu den einzelnen Kunstdenkmälern verbinden. Zur Navigation sollen den Userinnen und Usern verschiedene Möglichkeiten geboten werden: Über ein hierarchisches Register der Orte (Ortsname – Bauwerkname), Gesamtdeutschland und bandweise (z.B. nur Orte des Bandes „Westfalen“). Außerdem soll es eine kartenbasierte Navigationsmöglichkeit geben, in der nach Objekten aus Denkmalschutz-Förderprogrammen gefiltert werden kann Weitere Filter sollen kombinierbare Suchanfragen unter Verwendung von Indizes und kontrolliertem Vokabular auf Basis des bandübergreifenden Glossars architektonischer und kunsthistorischer Fachbegriffe gestatten. Die Informationen werden zudem auch über Schnittstellen zur Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) und Europeana weitergeleitet und auch hier recherchierbar sein.

Autorin: Nina Maria Reichel

Projektpartner Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft;
Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg (DDK);
Wissenschaftliche Vereinigung zur Fortführung des kunsttopographischen Werkes von Georg Dehio e.V. (DEHIO-Vereinigung);
digiCULT-Verbund eG (digiCULT);
Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland (VDL)
Förderzeitraum 2020-2022
Fördergeber BKM (Beautragte der Bundesregierung für Kultur und Medien)
Fördersumme  750.000 €

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert