Wie sah es hier eigentlich früher aus? Jeder größere gesellschaftliche Umschwung hinterlässt Spuren im Stadtbild. Die Industrialisierung, die Zerstörungen im 2. Weltkrieg, der Wiederaufbau und die Stadtplanung während der Zeit der DDR, die Wende und folgende Etablierung der Lichtstadt Jena als Wissenschaftsstandort des 21. Jahrhunderts – alle diese Phasen prägen die dynamische Stadt. Jena 4D soll die vielfältigen historischen Schichten nun sichtbar machen. Mittels VR-Anwendung für das Smartphone wird der Spaziergang durch Jena zur Zeitreise, bei dem Interessierte historische Stadtansichten live erkunde können.
Stadtgeschichte für alle
Die Basis für diese Zeitreise durch die Stadt Jena bildet eine bereits bestehende Browseranwendung zur 4D-Darstellung der gesamten Innenstadt. Historische Fotografien aus Archiven und Museen, aber auch vom privaten Dachboden, sollen darin mit Anekdoten und Geschichten verknüpft werden. Außerdem wird es möglich sein, digitale Stadtrundgänge zu erstellen und mitzugestalten.
So entsteht Stück für Stück ein digitales 4D-Geschichtsbuch für alle, die in Jena leben, neu hinzukommen, die Stadt besuchen und für die kommenden Generationen. Gemeinsam setzen sich die Interessierten mit ihrer Stadtgeschichte auseinander und entwickeln ein kollektives Stadtgedächtnis. Dafür sind zahlreiche Veranstaltungen geplant, die zur weiteren Auseinandersetzung mit der Geschichte Jenas einladen. So erstellen Schülerinnen und Schüler im Rahmen von Projektwochen Stadtrundgänge für andere Kinder. Die Bewohnerinnen und Bewohner Jenas können im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbs unter Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters Dr. Thomas Nietzsche historische Fotografien und Stadterinnerungen über die Webplattform und in den sozialen Medien teilen.
Stadtgeschichte mit VR-Anwendung erleben und lernen
Jena4D soll Stadtgeschichte durch eine Digitalanwendung erlebbar machen, die nach dem Prinzip von 3D-Spielen intuitiv bedienbar ist. Erste Eindrücke davon lassen sich auf 4dcity.org gewinnen.
“Jena4D ist eine neue Form der aktiven Beteiligung an Digitalisierungsprojekten der ThULB und bietet Möglichkeiten der Partizipation für alle Altersgruppen – im Analogen mit dem Fotohandy vor Ort und über Social Media und Co. auch im Digitalen”, sagt Dr. Andreas Christoph, Leiter der Abteilung Digitales Kultur- und Sammlungsmanagement der ThULB. Die lebendige Stadtgeschichte Jenas soll nicht nur regional, sondern auch national und international sichtbar werden. Darum werden die Inhalte des Projekts in offenen Wissensdatenbanken wie der virtuellen Bibliothek Europeana zugänglich gemacht. „Mit dem 4D-Geschichtsbuch setzt Jena einzigartige Akzente der Teilhabe an Stadtgeschichte und Stadtgeschichten“, sagt Prof. Sander Münster, Junioprofessor für Digital Humanities an der Universität Jena. Auch andere lokale Kulturinstitutionen werden die Anwendung zur Wissensvermittlung nutzen können. Das Projekt hat nach Auffassung der Beteiligten das Potenzial, auch auf andere Thüringer Städte ausgeweitet zu werden.
Autorin: Nina Maria Reichel
Projektpartner | Juniorprofessur Digital Humanities, FSU Jena Time Machine-Organisation, EU S3-Partnerschaft für Virtual and Smart Cultural Tourism; Stadt Jena Ostthüringer Zeitung Thüringer Landeszeitung Südschule Jena |
Förderzeitraum | 01.01.2022–31.12.2022 |
Fördergeber | „dive in“, Programm der Kulturstiftung des Bundes für digitale Interaktionen |
Fördersumme | 200.000 € |